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5 Gründe, warum junge Menschen nicht in Handwerk und Technik landen

Berufe im Bereich Handwerk und Technik bieten ausgezeichnete Karriereoptionen, sind verhältnismäßig gut bezahlt und Fachkräfte werden von den Unternehmen gesucht. Trotzdem wählen junge Menschen Ausbildungen, die diese Möglichkeiten nicht bieten. Dies trifft insbesondere auf Frauen und Mädchen zu, die in technischen Berufen nach wie vor eine Minderheit darstellen. Annas Garage hat sich in Gesprächen mit jungen Menschen, Lehrer:innen und Unternehmen ein Bild verschafft.

Vorbilder aus dem engeren Umfeld

Viele Schüler:innen finden trotz umfangreicher Informationsangebote nicht die ausreichende Unterstützung auf der Suche nach dem für sie passenden Berufsfeld. Untersuchungen zeigen, dass sich Ausbildungs- und Berufswahlentscheidungen häufig an Vorbildern und Einstellungen aus dem engen Umfeld orientieren. Ein Verbleiben im Bekannten ist dadurch angelegt und einem Großteil der jungen Menschen bleibt der Blick auf Berufsbilder, Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitgeber:innen in dynamischen und zukunftsorientierten Branchen verborgen. Das Wissen, welche Berufsfelder es aktuell und zukünftig etwa in technisch und technologisch orientierten Branchen gibt und geben wird, kann weder bei Eltern noch bei Lehrer:innen als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Interessen und Potenziale werden falsch eingeschätzt

Schüler:innen selbst wissen auch oft zu wenig über ihre eigenen Interessen und Potenziale im technischen Bereich. Dadurch landen vor allem Schülerinnen nicht in zukunftsträchtigen und für sie passenden Ausbildungen und Berufen, sondern treffen traditionelle Entscheidungen bezüglich der Ausbildung und des Berufs. Sie laufen in Gefahr, Ausbildungen abzubrechen oder nicht ihr ganzes Commitment in die Arbeit einbringen zu können.

Kommunikation Unternehmen – Jugendliche

Unternehmen benötigen Fachkräfte, die möglichst gut zum Unternehmen passen und suchen nach Möglichkeiten, die Kommunikation mit Schulen beziehungsweise Schüler:innen möglichst effizient zu gestalten (möglichst hoher Output von Praktika, Schnuppertagen, Präsentationsveranstaltungen, …). Das Problem für sie ist, dass sie zu wenig Auswahl an technikbegeisterten Schüler:innen und Absolvent:innen haben und sich ihr hoher Ressourceneinsatz nicht in einer großen Zahl von geeigneten Bewerber:innen widerspiegelt. Auch eine erfolgreiche Kommunikation zwischen technischen Unternehmen und Schüler:innen mit Perspektive findet nicht ausreichend statt.

Technik als Männerdomäne im tertiären Bereich

An technischen Universitäten studieren deutlich mehr Männer als Frauen (große Unterschiede zwischen den Studienrichtungen) und die Abbrecher:innenquote ist hoch. Dadurch erreichen sie ihre Gleichstellungsziele nicht und können auch die Nachfrage der Wirtschaft an zukunftsorientiert ausgebildeten Fachkräften nicht ausreichend erfüllen.

Gender-Stereotype in der Gesellschaft

Auf gesellschaftlicher Ebene haben der Informations-, Selbsteinschätzungs- und Erfahrungsmangel ein Festschreiben von stereotypen Berufswahlentscheidungen zur Folge. Männer streben eher in technische Berufe, dies geht einher mit besserer Bezahlung und festigt die allseits bekannten genderrelevanten Ungleichheiten in der Gesellschaft. Den Unternehmen gehen dadurch potenzielle Fachkräfte verloren. Stereotypen auch in den Bildern zu technischen Berufen lassen es nicht zu, dass Mädchen technisches Interesse entwickeln und ihre entsprechenden Talente auch wahrnehmen. Eine wenig diverse Workforce in technischen Unternehmen trägt wenig zur Kreativität und Innovationskraft bei.

In weiterer Folge führt dies auch zur Reproduktion von gesellschaftlichen Ungleichheiten, indem Schülerinnen eher traditionelle Frauenberufe und Schüler traditionelle Männerberufe wählen (entlang der Bruchlinie technisches/nicht technisches Studium) und somit auch Unterschiede im Ein-kommen reproduziert werden.